Frühkindliche Reflexe
Warum tickt mein Kind anders als andere?
Was Du über frühkindliche Reflexe wissen solltest:
Warum ist Dein Kind anders als andere?
Dafür kann es natürlich viele Ursachen geben. In meiner Praxis sehe ich jedoch sehr häufig, das frühkindliche Reflexe noch aktiv sind, obwohl das nicht mehr so sein sollte. Dadurch verhält sich Dein Kind anders: Es fällt durch sein Verhalten auf bzw. tut sich beim Lernen und im Alltag mit vielen Dingen und Situationen einfach schwerer.
Und keiner kann sich erklären, warum das so ist!
Wenn frühkindliche Reflexe aktiv sind, setzt Dein Kind dieses Verhalten niemals absichtlich, es kann es zu diesem Zeipunkt einfach nicht anders. Es fehlt Deinem Kind einfach die notwendige Fähigkeit dazu. In der sog. Reflexintegration sprechen wir davon, dass das Gehirn noch nicht vollständig ausgereift ist und es daher zu unwillkürlichen Handlungen/Bewegungen kommt.
Du musst Dir vorstellen, dass Dein Kind täglich gegen ein Verhalten oder eine Bewegung ankämpfen muss, das es nicht möchte - UND DAS IST UNFASSBAR ANSTRENGEND! Die Kinder entwickeln daher Strategien, wie sie damit umgehen können, aber auch das macht sich meist bemerkbar.
Was genau sind frühkindliche Reflexe?
Ein Reflex ist eine unwillkürliche Reaktion auf einen Sinnenreiz, z.B. Lärm, Licht, Geräusch oder auf eine Positionsänderung des Körpers, wie z.B. Kopfdrehen. Es erfolgt eine automatische Bewegung, die vom Gehirnstamm gelenkt wird.
Jeder von uns kennt wichtige Reflexe, die wir nicht beeinflussen können, wie den Atem-, Blinzel- oder Schluckreflex. Diese sind auch im Erwachsenenalter aktiv und sollen auch in bestimmten Situationen genau diese Bewegung auslösen.
Das ist bei den frühkindlichen Reflexen jedoch nicht so: Sie entwickeln sich meist vor der Geburt und helfen dem Baby bereits beim Geburtsprozess als auch danach, um sich in seiner neuen Umgebung zurechtzufinden. Sie haben eine sehr wichtige Funktion für das Neugeborene, denn sie sichern dem Kind das Überleben. Es kommt von einer sicheren Umgebung im Mutterleib, wo es mit Sauerstoff und Nahrung versorgt wird und muss plötzlich viele Einflüsse von außen eigenständig bewältigen. Das Neugeborene muss beginnen, für sich selbst zu sorgen, selbst zu atmen, zu essen, gegen die Schwerkraft zu arbeiten, etc.
Von unwillkürlichen zu willentlichen Bewegungen
Die frühkindlichen Reflexe übernehmen eine wichtige Arbeit, indem sie für das Kind automatisch Bewegungen auslösen, die letztlich zur aufrechten Körperhaltung und Fortbewegung führen.
Die Kindesentwicklung wird daher aktiv von den Reflexen gesteuert (z.B. Beine beugen, strecken, aufsetzen, schaukeln, krabbeln, Kopf drehen, Auge-Hand Koordination bis hin zum Aufstehen und Gehen). Sie bilden die Basis für spätere willensgesteuerte Fertigkeiten.
Das Kind erfährt rund um die Uhr Erfahrungen - durch Sehen, Hören, Fühlen, Riechen, Schmecken. Dadurch bildet sich das Wahrnehmungssystem aus und es entwickeln sich der Gleichgewichtssinn, die Sprache und die Bewegung (Koordination und Motorik). Bereits der Säugling im Mutterbauch bewegt sich rhythmisch und fördert dadurch das Wachstum und die Verzweigung der Nervenzellen. Dadurch erfolgt die sog. Myelinisierung der Nervenfasern. Umso aktiver wir sind, umso mehr Informationen werden verarbeitet, wodurch sich vermehrt neuronale Netzwerke im Gehirn bilden. Natürlich ist dies ein hoch komplexer Vorgang, der hier nur ansatzweise erklärt werden kann. Das Wichtigste ist allerdings, dass es zur vollen Ausnutzung unseres Potenzials führt.
Der Hirnstamm übernimmt daher solange die Steuerung, bis das Kind das aufgrund von gewonnen Erfahrungen und Übung alles selbst tun kann. Wenn das Gehirn dann soweit ausgereift ist, werden die Reflexe durch willkürliche, vom Kind selbst gesteuerte Reaktionen abgelöst. Wir sprechen dann von einem "integrierten oder gehemmten Reflex". Das Ziel ist dabei die Fähigkeit zu erlangen, alle Teile des Körpers zu spüren und alle Körperteile unabhängig voneinader kontrollieren zu können.
Das bedeutet, der Reflex ist zwar da, aber er wird nicht mehr ausgelöst, weil er nicht mehr gebraucht wird. Die notwendigen Halte- und Stellreaktionen am Körper sind ausgebildet und das Zentrale Nervensystem ist ausgereift. Das Kind kann somit kontrolliert Bewegungen durchführen, es braucht keine Hilfe von den Reflexen mehr.
Unser Gehirn kann "nachreifen", um sein volles Potenzial auszuschöpfen
Was bedeutet ein aktiver Reflex für das Lernen?
Bereits der Säugling im Mutterbauch, als auch das Kleinkind baut durch rhythmische Bewegungen Nervenverbindungen auf, die essentiell für die optimale Funktion des präfrontalen Kortex sind. Dieser ist besonders für schulische Leistungen (exekutive Funktionen) wichtig, wie z.B.:
- Aufmerksamkeit und Konzentration
- Urteilsvermögen, Entscheidungsfähigkeit
- Ausdauer und Organisation
- Arbeitsgedächtnis
- Leseverständnis
- Impulskontrolle
Durch unterschiedliche Gründe im Zuge der Kindesentwicklung kommt es vor, dass einige der frühkindlichen Reflexe nicht in den Körper integriert (also gehemmt) worden sind. Dadurch fällt es Deinem Kind schwer, den oben genannten Anforderungen voll und ganz zu entsprechen.
Dein Kind muss gegen den noch aktiven Reflex immer wieder ankämpfen, weil dieser ausgelöst wird, obwohl es ihn nicht mehr benötigt. Es ist wie ein "ständiger Stolperstein", der Dein Kind in Dauerstress versetzt. Dein Kind muss daher kompensieren, weshalb es Strategien entwickelt, um trotzdem Aufgaben zu erfüllen, die an ihn/sie gestellt werden:
Welche Strategien können das sein?
- Dein Kind vermeidet das Schreiben, weil es nicht fehlerlos von der Tafel abschreiben kann bzw. es sehr lange dafür braucht (Kopfbewegung löst den Reflex aus), schiebt die Zunge sichtbar hin und her
- Das Blatt wird zum Schreiben um 90 Grad gedreht, weil Dein Kind die Körpermittellinie nicht überqueren kann oder der Kopf nähert sich während des Schreibens immer näher dem Heft
- Die Füße werden um die Stuhlbeine geschlungen oder Dein Kind sitzt gerne auf den Füßen am Sessel (sucht seine Mitte, Gleichgewicht), kann nicht ruhig sitzen
- Es fällt schwer einen Stift beim Schreiben locker oder richtig zu halten (3-Punkt-Griff), die Hand Deines Kindes verkrampft sich und schreibt meist mit starkem Druck
- Dein Kind mag keine enge Kleidung oder vermeidet es, sich an einem Sessel anzulehnen (mag keinen Druck oder Berührung am Rücken)
- Dein Kind liegt fast immer am Tisch beim Schreiben oder stützt mit seinen Händen den Kopf ab (der schwache Muskeltonus verursacht eine flache Atmung und somit auch mangelnde Konzentrationsfähigkeit)
- Mag keinen Sportunterricht, weil es Schwierigkeiten hat den Ball zu fangen, Purzlbäume zu schlagen oder Gleichgewichtsprobleme hat; es wird als "tollpatschig angesehen"
- Dein Kind ist ein absoluter Kontrollfreak, weil es sehr unsicher/ängstlich ist (mag keine Veränderungen)
Lernschwierigkeiten zeigen daher oft auch die gleichen oder ähnliche Symptome wie bei ADS bzw. ADHS. Dabei ist zu bedenken, dass diese Verhaltenskennzeichen ebenso auf frühkindlichen Reflexen beruhen kann, weshalb sich immer eine Austestung dieser empfiehlt, bevor weitere Therapiemaßnahmen gesetzt werden.
Wie kannst Du Dein Kind unterstützen?
Um Dein Kind zu unterstützen und zu fördern, biete ich Dir ein Reflexintegrations-Training an. Das Schöne daran ist, dass es ein reines Bewegungsprogramm ist (keine Arbeitszettel!).
Ziel ist der Abbau von noch aktiven frühkindlichen Reflexen, weil diese den (Schul-)Alltag negativ beeinflussen. Durch das Training der Reflexintegration erfolgt eine Nachreifung des Gehirns, indem wir die genetisch verankerte Entwicklung nochmals durchlaufen. Es reift sozusagen nur das nach, das noch einer besseren Vernetzung bedarf. Das Gehirn kann durch das Bewegungstraining selbst die Lücken schließen.
Ich erlebe in meiner Praxis wirklich erstaunliche Veränderungen durch diesen Nachreifungsprozess. Als ganzheitliche Lerntrainerin steht für mich immer im Vordergrund, dass das Fundament für das Lernen geschaffen wird und die Reflexintegration ist bei vielen Kindern ein ganz entscheidender Baustein.
Woher weißt Du jetzt, ob bei Deinem Kind noch frühkindliche Reflexe aktiv sind?
Erfahrungsgemäß haben Eltern ein sehr gutes Gefühl dafür, dass "etwas nicht stimmt".
Das ist nicht wertend gemeint, sondern ich finde es wichtig und schön, wenn sich Eltern Unterstützung holen. Denn es geht nicht darum, Dein Kind an das Lebensumfeld anzupassen, sondern ihm zu ermöglichen, daran gut teilzuhaben.
Du kannst daher den ersten Check selbst durchführen. Schreib mir kurz und ich schicke Dir den Elternfragebogen zu. Die Auswertung ist kostenlos und sie gibt Dir eine erste Einschätzung darüber, ob bei Deinem Kind frühkindliche Reflexe noch aktiv sein könnten.
Sollte dies der Fall sein, dann empfehle ich Dir, dass Du zu einem Gespräch zu mir in die Praxis kommst (oder Du buchst Dir einen Online-Termin), damit wir über die nächsten möglichen Schritte sprechen.
Ein Reflexintegrations-Training sollte gut überlegt sein, weil es regelmäßige Trainingszeit und Disziplin erfordert. Wer diese Mühe jedoch auf sich nimmt, wird schnell bemerken, dass sich das Bewegungsprogramm bezahlt macht. Viele Lern- und Verhaltensprobleme können dadurch verschwinden oder sich zumindest verbessern, weil das Gehirn eine neue Reife erreicht und somit bereit ist für eine weitere Entwicklung.